Deutsche Disability Studies in den sozialen Medien

Ich bin ein deutscher Soziologe, der im Ausland lebt. Seit ich Australien 2016 verlassen habe,arbeite ich von Europa aus für das Centre für Disability Studies der Universität von Sydney. Auch wenn ich aus dem Ausland für eine Universität in Australien arbeite, habe ich nicht das Gefühl den Kontakt zu meinen früheren Kolleg_innen verloren zu haben. Neben regelmäßigen E-Mail-Konversationen folge ich nämlich auch den offiziellen Seiten des CDS in den sozialen Medien. Diese Posts und Neuigkeiten halten mich über aktuelle Projekte, Preise oder sogar neue Gesichter auf dem Laufenden.

Außerdem nutze ich auch noch researchgate.net um mich über aktuelle Forschungsprojekte in meinem Forschungsfeld zu informieren. Des weiteren informieren mich diverse andere Twitter- und Facebook-Accounts von Forschungszentren zu den Disability Studies aus der ganzen Welt über Trends und Themen aus dem Bereich der Disability Studies. Spezielle Nachrichten-Blogs für behinderungsrelevante Themen sind ebenfalls eine gute Informationsquelle. Und zu guter Letzt gibt es auch noch einzelne Forscher, die einigermaßen häufig etwas auf Twitter posten.

WIE ICH VIRTUELL AN EINER DISABILITY STUDIES KONFERENZ TEILGENOMMEN HABE

Auf diese Weise habe ich sogar virtuell an der diesjährigen Disability Studies Konferenz in Lancaster teilgenommen. Eigentlich ist Lancaster auch gar nicht so weit von Liverpool entfernt, aber ich habe viel zu spät von der Konferenz erfahren und hatte auch noch ganz ordentlich Arbeit auf dem Schreibtisch liegen. Aber dank dem Konferenz-Hashtag (#cedr18) auf Twitter konnte ich großartige Einblicke in die verschiedenen Vorträge, Fotos von der Konferenz und noch vieles mehr, was typisch für eine Konferenz ist, bekommen.

INTERESSANT DINGE EINFACH TEILEN

Und das gleiche habe ich dann auch Anfang Oktober gemacht, als der alle zwei Jahre stattfindende Kongress der Deutschen Gesellschaft für Soziologie (DGS) in Göttingen anstand. Auch wenn es etwas schwierig wahr, den richtigen Hashtag hierfür herauszufinden, konnte ich auch hier wieder ein paar Vorträgen virtuell folgen. Ein paar nette Leute haben über die Hauptthemen der Vorträge getwittert und so konnte ich dann auch Beiträge mit interessanten Inhalten einfach teilen:

DEN RICHTIGEN HASHTAG RAUSFINDEN

Und genauso habe ich mich dann auf die nächste große Konferenz zu den Disability Studies in Berlin gefreut, die vom 19. bis 21. Oktober statfinden sollte. Eine der weiter oben erwähnten Nachrichten-Seiten hatte die Konferenz ebenfalls angekündigt und auch auf den für die Konferenz geplanten Hashtag „#disko18“ hingewiesen, mit dem Facebook und Twitter Kanäle Informationen rund um die Konferenz entsprechen verlinken sollten.

Das Programmschema der Tagung kündigte die größte Konferenz seit der Gründungsveranstaltung der deutschsprachigen Disability Studies 2003 an und wies auf die Notwendigkeit einer besseren Vernetzung von Forscher_innen und Interessierten der Disability Studies in Deutschland hin. Das Organisationskomitee rechnete mit rund 200 Teilnehmer_innen, die sich vielleicht zu möglichen Forschungsmöglichkeiten inspirieren lassen wollten. Schließlich wies eine weitere Vortragsankündigung darauf hin, dass auch wenn die Disability Studies in Deutschland nun schon seit einiger Zeit auf der Forschungsagenda stünden, große Forschungsgebiete noch immer erschreckend unerforscht seien. Folglich war auch ich ganz aufgeregt, der Konferenz wieder online auf Twitter folgen zu können

LESEN, TEILEN, FOLGEN

Als die Konferenz dann aber endlich losging, konnte ich kaum entsprechende Meldungen auf Facebook vernehmen. Auf Twitter erfolgte hingegen eine sehr lebhafte Berichterstattung, die viele Blickwinkel einnahm. Wirklich großartig war dabei die Berichterstattung von Gudrun Kellermann (@gud_kel) in dieser Hinsicht. Viele der Vorträge, an denen sie teilnahm, landeten sofort auf Twitter, auch wenn sie eigentlich vorhatte, mehr zuzuhören und weniger zu twittern…

Dank ihrer großartigen Berichterstattung und weiteren Meldungen anderer Konferenzteilnehmer_innen war es mir einmal mehr möglich, einer Konferenz zu folgen, ohne selbst vor Ort zu sein. Außerdem konnte ich viele spannende Menschen auf Twitter ausmachen, denen ich seit dem folge. Allerdings gibt es auch hier noch viel Spielraum für Verbesserungen, gerade von den namhaften Akteuren der deutschen Disability Studies findet man doch erschreckend wenig in den sozialen Medien. Dabei verhelfen soziale Medien solchen Menschen, die – aus was für Gründen auch immer – nicht persönlich vor Ort sein können, niederschwellig zu Informationen zu Gebieten, die sie interessieren. Für gehörlose Menschen kann Twitter zudem ein Assistenzmedium sein, um Konferenzvorträgen noch besser folgen zu können. Einzigartige Hashtags helfen dann dabei, diese Informationen zu finden und zu strukturieren und sollten daher entsprechend benutzt werden. Um es kurz und pointiert zusammenzufassen: Soziale Medien schaffen großartige Möglichkeiten, um Informationen zu verbreiten und sollten ein selbstverständlicher Teil der Konferenzberichterstattung werden!